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Kulinarisches Utrecht

Wer ihn kennt, weiß: der Andy hat überall Freunde. Selbst in Utrecht.

Ich war noch nie in Utrecht. Und außerdem ist der Stefan ein wirklich Netter, der uns in seinem Heim Obdach und Frühstück anbot.
Das nahmen wir nur zu gern an und buchten für das Pfingstwochenenden dank überquellendem Bahn-Punkte-Konto und Europa-Specials eine Bahnfahrt in der 1. Klasse nach Utrecht.

ÖPNV innovativ

Am Bahnhof angekommen stellten wir fest, wie sauber und aufgeräumt und neu alles ist. Kunststück: der Bahnhof in Utrecht ist brand neu und dementsprechend ist alles drum herum noch eine riesige Baustelle.
Stefan war so nett, uns abzuholen und drückte uns ÖPNV-Karten in die Hand mit den folgenden Worten “Damit könnt ihr überall fahren. Einfach ein- und wieder auschecken. Abgerechnet wird nach Kilometern.”
Das nenne ich mal innovativ. Es war zwar etwas gewöhnungsbedürftig, im Bus auch beim Aussteigen, die Karte an ein Lesegerät zu halten, aber ich bin stolz auf uns, dass wir es nicht einmal vergessen haben.

Stadtspaziergang

Nachdem wir unser Gepäck deponiert und uns mit einem leckeren Kaffee gestärkt hatten, wollten wir auch die Stadt erkunden. Stefan erklärte sich dankenswerter Weise bereit, den Guide zu spielen. Ohne ihn wäre die Tour nur halb so informativ gewesen. Er wusste von Architektur, Kultur und Eigenheiten der Stadt zu berichten, aber auch wie es ist, als Expat in den Niederlanden zu leben.

Zunächst spazierten wir am Singel – eine Art Stadtgraben – entlang und umrundeten so fast die halbe Innenstadt (zumindest kam es mir so vor). Vorbei kamen wir an wundervollen Parks und niedlichen Gässchen und lauschten dabei gespannt Stefans Geschichten.

Die Innenstadt selbst überraschte uns dann mit ruhigen Grachten und einer gemütlichen Atmosphäre. Verlaufen kann man sich in dieser süßen Stadt tatsächlich nicht, denn der Dom überragt alles und ist eigentlich von fast jedem Winkel zu sehen.

Etwas irritierend sieht es schon aus, wenn der Kirchturm einige Meter entfernt von der Kirche steht. Aber so ist das nun mal, wenn vor Hunderten Jahren (1674) ein Tornado den Mittelgang einstürzen lässt und ihn seither niemand wieder aufgebaut hat.

Kulinarische Höhepunkte

1. Pizza in Utrecht?

Kulinarisch verließen wir uns ganz auf Stefan und so kam es dass wir zum Abendessen auf das niederländische Nationalgericht “deep fried something” verzichteten sondern die angeblich beste Pizza der Stadt genossen. Und ja, im “O’Panuozzo”  versteht man was von leckerer neapolitanischer Küche.

Die Niederlande sind meines Wissens jetzt nicht so berühmt für ihre Bierkultur. Ja, Heineken ist berühmt, aber alles andere als lecker. Dennoch gibt es sehr, sehr viele kleine Brauereien, die sich auf Craft Beer konzentrieren und ein paar davon durften wir probieren.

2. Bier in einer Kirche

Zunächst besuchten wir das belgische “Café Olivier” , dass sich nicht unbedingt durch günstige Preise oder heimelige Atmosphäre auszeichnete. Viel interessanter und damit unbedingt sehenswert ist die Lokation an sich: Das Café befindet sich in einer alten Kirche – mit hoher Decke und eingebauter Orgel und allem drum und dran. Auch in der Auswahl der Biere (WAAH! ZU! VIEL! AUSWAHL!) verließen wir uns auf Stefan – und das war eine grandiose Idee. Spoiler: er traf den gesamten Abend über unseren Geschmack!

Im Café Olivier schenkte man uns zum Abschied auch die traditionellen Pfeffi-Bonbons mit dem Konterfeit der ehemaligen Königin drauf. Viel zu süß, viel zu groß – aber eine nette Idee.

3. Beim Dude zu Gast

Die zweite Bar befand sich direkt unter dem Domturm und gefiel uns schon vom Namen her: “Lebowski”. Als Fans des Films suchten wir natürlich nach dem Teppich, der die Wohnung (in dem Fall die Kneipe) erst gemütlich macht. Und wir wurden fündig 🙂 Außerdem gab es noch einen passenden Flipper.

Eigentlich hätten wir ja einen White Russian zu uns nehmen müssen, aber das liessen wir zu Gunsten des hauseigenen Biers sein. Auch hier wurden wir geschmacklich nicht enttäuscht. Mir blieb auch positiv in Erinnerung, dass wir einen Pitcher Leitungswasser zum Bier dazu bekamen. Das ist sehr vernünftig.

4. Drei durstige Hirsche

Das mit Abstand leckerste Bier, die netteste Bedienung und den größten Wohlfühlfaktor gab es schließlich im “De Drie Dorstige Herten”. Ich habe noch nie erlebt, dass sich die Inhaber einer Bar so gut mit ihrer Materie auskennen und Tipps geben, was schmecken könnte. Ich hatte mir auf Stefans Rat hin ein Obstbier ausgesucht. Kennt man ja… Süßes Bier, das vor allem nach Zucker schmeckt. Plötzlich wollte die Bedienung aber wissen, was ich vorher getrunken hätte und Stefan klärte mit ihr die Details auf niederländisch. Tatsächlich hätte sie mir dieses besondere Bier nicht verkauft, wenn ich vorher ein herbes oder sehr starkes Bier getrunken hätte. Diese Ansage machte mich natürlich neugierig. Und was ich dann kredenzt bekam würde ich in der Tat als das leckerste Bier ever bezeichnen. Leicht, fruchtig, kein Zuckergeschmack und herrlich frisch.

Das Essen war ja nun schon eine ganze Weile her und nach all dem Bier hatten wir wieder so ein kleines Hungergefühl… vor allem aber Appetit auf irgendwas Fettiges. Da hatte Stefan die perfekte Idee: Bitterballen! Hierbei handelt es sich um eine niederländische – natürlich frittierte – Spezialität, die man gern als Snack zwischendurch oder zum Bier genießt. Eine undefinierbare Masse aus Rind- und Kalbfleisch wird paniert und mit Senf gereicht. Yummy!

5. Der Heimweg

Eigentlich wollten wir nur “nach Hause” laufen und passierten dabei das “Kafé België”, das überwiegend von Expats besucht wird. Hier fanden wir wahnwitzige Mischung aus Kneipenkultur und Religiösität vor.

Findet ihr es eigentlich auch befremdlich, dass in den Niederlanden die Kneipen “Café” heißen?

Nach dem Spaziergang “nach Hause” wurde der Abend gekrönt mit einem gemütlichen Ausklang auf der Couch und einer Flasche von Stefans selbstgebrautem Bier. Wow! Damit habe ich nicht gerechnet. Besser hätte dieser Tag nicht enden können.

Fazit

Nach dem ich lange Zeit kein Bier mehr mochte, hat mich dieser Ausflug wieder auf den Geschmack gebracht.

Danke, Stefan für einen grandiosen Tag in deiner wunderbaren Stadt.

PS: Die allermeisten Fotos sind von Andy, das eine oder andere von mir.